So hatte sich der VfL Bochum seinen ersten Bundesliga-Auftritt nach elf Jahren nicht vorgestellt: Schon nach vier Minuten spielte das Team von Thomas Reis nur noch zu zehnt: Robert Tesche hatte die Rote Karte gesehen. Kurz zuvor hatte der Routinier einen Kopfball von Renato Steffen von der Torlinie geklärt, dabei aber den linken Arm zu Hilfe genommen (3.). Schiedsrichter Frank Willenborg entschied nach Videobeweis zurecht auf Platzverweis und Elfmeter für den VfL Wolfsburg. "Ich will Robert keine Absicht unterstellen. Er will mit dem Kopf zum Ball, trifft ihn aber nicht und bekommt ihn dann an die Hand. Es ist kurios, da es alles über den Haufen geworfen hat", kommentierte Reis die Situation.
In der Tat war sein gesamtes Konzept nach diesen vier Minuten bereits hinfällig. Mit Tesche fiel der einzige Sechser weg, wodurch Anthony Losilla viel defensiver agieren musste. Den obendrein fälligen Elfmeter von Wout Weghorst parierte Manuel Riemann zwar (5.), dennoch war die Wolfsburger Feldüberlegenheit offensichtlich.
Zu allem Überfluss gab Gäste-Stürmer Weghorst den Bochumern wenig später auch noch einen "Lerneffekt", wie Reis im Nachgang sagen würde, mit auf den Weg. Im Strafraum setzte sich der Niederländer gegen mehrere Bochumer Verteidiger durch und schoss den Ball zum Siegtreffer ins rechte Eck (23.). "Es ist eigentlich ein ruhender Ball, bei dem wir mit drei Spielern auf ihn draufgehen. Wir geben ihm einfach zu viel Raum und er macht das Tor dann sensationell", musste der Bochumer Trainer anerkennen.
Reis-Kritik zur Pause, Bochum steigert sich
Die Bochumer verpassten es ihrerseits lange, offensiv gefährlich zu werden. "Wir konnten selbst keine Nadelstiche setzen. Ein Kritikpunkt in der Halbzeit war, dass wir unsere Standardsituationen zu lasch und ohne Zug ausgespielt haben", sagte Reis.
Und dennoch wäre sein Team fast noch zum glücklichen 1:1-Ausgleich gekommen. Die Wolfsburger kamen zwar entschlossen aus der Pause und hätten die Partie durch Weghorst (46., 55.) oder Ridle Baku (52.) längst entschieden haben müssen, dann aber fand Bochum doch nochmal einen Weg ins Spiel. "Sie haben in der letzten halben Stunde guten Fußball gespielt", erkannte auch Wolfsburgs Trainer Mark van Bommel an.
Diesen guten Fußball hätte Milos Pantovic fast noch mit einem Treffer gekrönt. Nach 77 Minuten scheiterte er aber im Eins-gegen-Eins an Koen Casteels. "Die Mannschaft hat alles versucht und dann auch gezeigt, dass wir in der Bundesliga angekommen sind. Wir hatten ein, zwei Torgelegenheiten und natürlich gehofft, dass eine reingeht. Trotz allem bin ich mit dem Auftritt zufrieden. Davon kann man natürlich nicht jede Woche reden, wenn man keine Punkte holt. Wir werden unsere Schlüsse ziehen", versprach Reis.
Auf den Platz kann der VfL Bochum das dann gegen den 1. FSV Mainz 05 bringen. Die corona-gebeutelten Rheinhessen kommen am Samstag, 21. August, ins Ruhrstadion. Anpfiff ist um 15:30 Uhr.